Der Einsturz des Stadtarchivs wird nun auch künstlerisch verarbeitet. Die Gruppe „50678 Kunst Handwerk Design“ will mit einer gemeinsamen Schaufensterausstellung zeigen, dass nicht alles verschüttet ist.
Nebenan macht die Schriftstellerin Barbara Zoschke lauter enttäuschende Briefe öffentlich. Absagen von Verlegern kleben an Saugnäpfen im Fenster. Doch unter den Briefen stehen all die Bücher, die bereits publiziert wurden - „Gebt die Hoffnung niemals auf“ will sie den Vorbeigehenden wohl sagen. Sie gehört nicht zur Gruppe 50678, fand die Idee aber so gut, dass sie sich immer mehr Saugnäpfe in Henrike Müllers Design-Geschäft abholte.
Ob Wohnzimmer- oder Schaufenster, Privat- oder Geschäftsleute - jeder kann mitmachen bei der Aktion „Archiv-Fenster“. Der Gedanke dahinter ist laut Henrike Müller auch, dass Archive besser genutzt und pfleglich behandelt werden sollten. In der Kölner Graphikwerkstatt dürfen sich Besucher mit weißen Handschuhen alte Skizzenbücher anschauen, Rainer Braun hat eine vergilbte „Heimatkarte“ von Nordost-Oberfranken in sein Schaufenster mit Porzellanschmuck gelegt. „Da wo ich herkomme“ steht daneben.
Auch der Goldschmied Bernd Marx, dessen Geschäft am Severinskirchplatz liegt, hat in alten Kisten gekramt. Und Schwarz-Weiß-Fotos gefunden. Marx war früher Balletttänzer. Über Süßwasserperlen, Trauringen und Uhren hängen nun Bilder, die ihn als durchtrainierten Tänzer und in perfekter Pose vor einem silbernen Vorhang zeigen. „Es gab ein Leben vor dem Schmuck“ steht daneben.